Reisekunde

Mehr Meer

24. September 2009

Nichts besticht mich mehr als so ein Herbstmeer im Septemberlicht. Ja, sie hatten alle Recht, die vormals von der Insel sprachen – das Licht dort hat sich schon immer aufs Herzenfangen verstanden. Wir haben viele getroffen, die einmal auf Bornholm Urlaub gemacht haben und gleich dort eingezogen sind. Viele Deutsche haben dort irgendwas, einen Laden, ein Café, eine Galerie. Kann ich gut verstehen. Viele Häuser standen zum Verkauf … Aber nein, so schnell ziehe ich nicht schon wieder um, hehe. Bin ja hier noch gar nicht richtig angekommen. Morgen vor einem Monat sind wir hier eingezogen, hooorray. Noch längst nicht alle Kisten sind ausgepackt und ich habe seitdem nicht einen Nadelstich genäht! Uuh, das schmerzt. Was ist nur los. Meine Supplies sind alle ein Durcheinander, die Stoffe maulen mich an und ich habe keine Inspiration. Leere Wände. Und keine freie Minute. Mini Blondie ist hier noch fremd, ich spüre ihre Unsicherheit, sie weicht kaum von meinem Arm. Erstmal müssen wir für sie ein paar kleine Spielfreunde finden. Ich bin kurz davor, Hase, Hund und Katze zu besorgen. Wenn es mal ordentlich reife Avocados gäbe, würde ich uns eine Trost-Sushi-Portion rollen. Auf Bornholm gab es tatsächlich auch einen Sushiladen. Die großelterliche Skepsis war allerdings so groß, dass wir nur das Plakat davon angelechtzt haben.

Man bräuchte dort beinahe keine Autos, die Landschaft ist von Zweirädern geprägt. Und an den Radwegen stehen überall herzallerliebste Verkaufsstände mit eigensinnigen Geldeinwurfanlagen. Bei dem hier gab es neben dem angebauten Gemüse auch Blumensträuße, frische Kräuter und einen Schrank voll Trödel. Viele bieten auch ihre gestrickten Sachen an, sehr schön und vertrauensvoll.

Noch schöner als Einkaufen gehen war das Jagen und Sammeln. Na gut, das Jagen bestand nur aus Gucken. Muckmuck-Gucken. Mini Blondies Freund am Waldwegeingang hat fast immer auf der Wiese auf uns gewartet. Und die Pilze! Versprochen war, dass sie bis vor die Haustür wachsen. Nach dem ersten Regentag war das auch so. Jeden Morgen ging es auf Pilzbabysuche und Mini Blondie war nach kurzer Zeit schon ein zuverlässiger Steinpilzfinder. Erstaunlich, die vielen Giftpilze hat sie nicht einmal versucht zu ernten. Steinpilze in allen Größen haben wir gefunden, einige Braunkappen, Pfifferlinge, Ziegenlippen (warum heißen die so?) und Butterpilze. Manche haben wir entdeckt, als sie gerade ihren Kopf durchs Moos gesteckt haben – irgendwie ein Wunder. Da kommt so ein kleiner Helm durch und sieht so drollig aus. Du guckst und guckst und streifst durch den Wald und da! Da ist einer! Und dann entdeckst du eine ganze Pilzfamilie. Manche haben wir gegossen, damit sie schneller wachsen. Ähem.
Die nächsten Tage kann ich noch ein wenig mehr von der Inselzeit hier teilen. Und in den knappen TimeforMama-Minuten muss ich mich endlich mit meinem Nähzimmer anfreunden. Dann gibt es vielleicht bald ein paar Bilder von meinem neuen studio. So viel Platz hier! Wohlmöglich bringt ein Herbst Hello Giveaway mich wieder zurück ans Craften.


Da habe ich doch nur einmal gegossen, und jetzt ist das ganze Meer voll.

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