Advent

Die Alten warn hungrig und wir sind so satt, so satt dass wir manchmal fast friern.

15. Dezember 2011

Lebkuchen

Diese Liedzeile von Gerhard Schöne geht mir gerade nicht mehr aus dem Sinn. Ich bin so satt. Alle so übervoll. Pappsatt. Es fängt bei den Weihnachtsmännern an. Ich habe mich nicht darauf gefreut. Ich kann auch gar keinen essen. Es gab das ganze Jahr schon Schokolade im Überfluss. Das ist traurig. Weihnachten mit seinem Zuckerzeug – ist nichts Besonderes mehr für uns Erwachsene. Es liegt nicht nur an den vollen Regalen der Supermärkte, wir können uns nicht beherrschen. Für die Kinder ist es noch Zauberland, der Advent mit Plätzchen, Schokokringeln, Krokant, Lebkuchen, Zimtstern, Weihnachtsmann. Und, und, und! Am liebsten würde ich den ganzen Koloss an Weihnachtssüßigkeiten wegzaubern können. Ganz ehrlich. Da steckt keine Liebe drin, in den Billigregalen, nur Geldgier. Vielleicht sogar auf beiden Seiten.
Wahrscheinlich trügt meine Idylle, aber ich stelle mir vor, dass es früher anders war. Als die Großeltern und Eltern Kind waren – es muss einfach anders gewesen sein. Da haben sie übers Jahr davon geträumt, die Mandeln für das Marzipan zu schälen. Wo hatte Mutter das Rosenwasser versteckt? Einen Schokoladenmann für jeden, einen Einzigen nur. Davon ging nicht ein Krümel verloren. Die Maschinen hatten andere Dinge zu tun. Plätzchen und Stollen wurden nur in den Küchen gebacken, ohne Hast verziert und als Schätze an die Nachbarn und Freunde geschenkt.
War es so? Mit Glitzerschnee? Es muss einfach so gewesen sein.
Ich steuere gegen den Advent von heute. Es kann was werden. Der Pfefferkuchenteig liegt im Kühlschrank, da muss er nun für eine Woche ruhen. Solange singen wir Weihnachtslieder, alle Strophen. Sortieren den Christbaumschmuck, lesen Geschichten und lachen. Pottasche! Pottasche!
(So gut das alles geht – Mini Blondie und Gelbe Wolke hat es mit einer dicken Erkältung erwischt, schon die ganze Woche kämpfen sie mit Schnupfnase und Husten. Und wachen Nächten. Gelbe Wolke stillt sich nebenbei selbst ab, maunz! Sie kann nicht trinken weil sie keine Luft dabei bekommt.)
Ich streiche weiter aus meiner Wanna do Liste. Und setze mich unter den Stern, setze mich endlich unter den Stern.

holländischer WeihnachtsmarktLicht Licht

Am dritten Advent war ich auf dem holländischen Weihnachtsmarkt in Potsdam und habe Sinteklaas und seine schwarzen Peter getroffen. Was hat es damit auf sich? Habe es nicht herausgefunden. Aber das war mal ein echter Weihnachtsmarkt. Mit echten Holländern! Schöne Marktstände, Männer und Frauen in Trachten, Sinteklaas und bunte Mohren ziehen über den Markt. Köstliche Düfte nach Waffeln, Knoblauch, Adventssteine, heißen Maronis. Licht. Kinder, die auf einer kleinen Bühne ein Lied oder Gedicht vortragen und dafür eine Überraschung bekommen.
Gleich am Anfang war der Akku meiner Kamera leer, natürlich. Aber ich habe endlich den Laden VON KITTEL gefunden, den ich seit einem Jahr suchte und nicht finden konnte, weil er immer nur die vier Wochen im Advent geöffnet hat. Ha! Und als ich mich durch die kalte Innenstadt auf den Heimweg machte, ganz allein, heiße Maronis in der Jackentasche, war mein Akku wieder voll.

Stern auf den ich schauedas neue Jahr ist dicht

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  1. Oh wie recht Du hast, Mim! MIr treibt es jedes Jahr die roten „Jetzt-ist-aber-mal-genug!!“-Flecken an den Hals, wenn ich sehe, dass schon wieder im September die Spekulatiusberge palettenweise in die Discounter geschoben werden. Wie schön, dass wir einen Unterschied machen können. Finds wunderbar, dass eure Familie eine von vielen kleinen Oasen ist, in denen Advent noch im Dezember und handgemacht ist.

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