Da steht etwas in der Ecke und kann laut und tief brummen! Letzte Woche haben wir unseren 14. Hochzeitstag gefeiert. Batti hat mir ein Cello geschenkt. Oh boy. Die dicke C-Saite klingt soo gut. Ich wollte schon immer Cello spielen. Aber erst nach neun Jahren Geigenunterricht wurde mir das richtig klar: Ich brauch die tiefen Töne.
Aber wenn ein Herzenswunsch plötzlich wahr wird, kann man sich nicht mehr mit Tagträumen davor drücken. Ich muss den Bassschlüssel erstmal wieder auffrischen. Der Merksatz für die Saiten ist einfach: Cello Geht Doch Auch. (Bei der Geige war es Geh Du Alter Esel … lange ist es her.) Mein Cello hat vorher ein paar Kunstchaoten gehört und riecht nach bisschen Rauch und viel unbekannter Geschichte.
14 Jahre, das klingt länger als es mir vorkommt. Wir haben den Tag mit einem kleinen Festmahl bei unserem Lieblingssushiladen gefeiert. Auf dem Weg zurück zum Auto fiel mir auf, dass es dieses Jahr schon viel kälter ist als in manchen Jahren, in denen wir am letzten Septembertag durch die Stadt geschlendert sind. Und immer, immer Kastanien gesammelt haben.
Unsere Eheringe haben wir in Hamburg in einem winzigen Modeschmuckladen für 15 Mark gekauft. Wir hatten damals kein Geld übrig und haben immer gesagt, wir kaufen uns irgendwann mal richtige Ringe. Aber über die Jahre hat sich das komisch angefühlt. Eigentlich wollten wir unsere Ringe nicht eintauschen. Sie waren ja die Echten. Aber besonders stabil waren sie auch nicht. Mein Ring ist, wenn es kälter wurde, immer vom Finger gerutscht. Als wir gerade nach Berlin zogen, hat Batti ihn an der Tankstelle einmal aus Versehen platt getreten, weil er dachte, da rollt uns ein Fünfmarkstück in den Gulli.
Vor ein paar Jahren hat uns nichts mehr so richtig gefallen. Die alten Ringe waren zerbeult, meiner hat nach den Schwangerschaften nicht mehr gepasst; und nagelneue Ringe konnten wir uns trotzdem nicht vorstellen. Dann hatte Battis Ma die Idee, mir den Ehering von Oma Elfriede zu schenken. Ich konnte sie noch ein paar Jahre kennenlernen und fand das schön, ihren Ring weiterzutragen. Ihr Leben ist eine Geschichte für sich. Der Ring hat mir nur auf dem Mittelfinger gepasst und inzwischen habe ich ihn passend gemacht, einen ganz kleinen Stein einsetzen lassen und schweren Herzens die alte schon fast verblichene Gravur entfernen lassen. F N 23.6.45.
Für Batti hat seine Ma den Ring ihres Vaters wieder herausgesucht. Er war von Beruf Schlosser, Jäger und Erfinder; der Ring war mehrere Größen zu weit. Batti hat den Ring auch ändern und neu gravieren lassen. Irgendwie fühlt es sich total gut an, diese alten Ringe der lieben, entschlafenen Menschen weiterzutragen.
sooooooooooooooooooooooooooooo romantisch isch das hachschwelgseufz
wow, ich bin platt. da telefonieren wir am vormittag und ich erfahre die wesentlichen dinge auf deinem blog… ;) aber ich hab ja auch nicht gefragt. wie schön! ein cello ist ja auch mein geheimer traum, vielleicht darf ich bei dir mal probieren?
14 jahre. proud of you! ***
Diese Geschichte mit den Ringen, die war wie ein kleines Märchen, ich hab beim Lesen richtig Gänsehaut gekriegt. Aber so ist das Leben wohl… nicht immer geradlinig, und dennoch so wunderbar.
Herzlichen Glückwunsch noch zur „Elfenbein-Hochzeit“!
wunderschön. schlicht wunderbar.